Gastartikel Hüttentour in den Dolomiten. UNESCO Welterbe, Schauplatz der „Grande Guerra“ und spiegelnde Bergseen: Bei einer zweitägigen Hüttentour in den Dolomiten zu den Drei Zinnen treffen wir auf eine abwechslungsreiche Berglandschaft, aber auch auf Zeugnisse des Ersten Weltkriegs. Ob passionierter Wanderer, Hobbyfotograf oder Historiker, die Drei Zinnen bieten etwas für jeden Geschmack.
Dolomitenfront
Stollen ziehen sich durch das Dolomitgestein und erinnern an die Stellungskämpfe des Ersten Weltkriegs, als sich hier italienische und österreichische Soldaten gegenüber standen. Der Tod kam für die Soldaten weniger durch das Gewehr des Feindes. Lawinen, Kälte und Hunger rafften die Männer dahin. Wir sind auf den Spuren der Soldaten unterwegs. Es ist ein sonniger Herbstmorgen, aber ich friere schon jetzt. Der Stollen, den wir erkunden, führt zum Klettersteig auf den Paternkofel. Viele sind mit Kletterset und Helm unterwegs, andere gehen, wie wir, nur bis zum Einstieg in den Klettersteig und dann wieder zurück zur Drei Zinnen Hütte.

Drei Zinnen
Die einstige Front ist nur einer von vielen Gründen, warum es Wanderer in diese Dolomitengegend zieht. Ein anderer sind die Drei Zinnen. Die Drei Zinnen zählen zum UNESCO Welterbe und schauen ein bisschen aus, als hätte bei ihrer Erschaffung eine dieser sagenhaften Gestalten, die das Reich der Dolomiten behausen, ihre Hand im Spiel gehabt. Von der Drei Zinnen Hütte aus präsentieren sich die Drei Zinnen als Bilderbuchmotiv, aber auch etwas abweisend mit ihren überhängenden Felswänden. Hinaufklettern ist sowieso nicht unser Ziel, lassen sich die Drei doch auch recht gemütlich umrunden – im oder gegen den Uhrzeigersinn. Wir starten die Rundwanderung bei der Drei Zinnen Hütte, haben bis hierher allerdings schon etwa 1.000 Höhenmeter und eine zweistündige Wanderung über den Altensteiner Höhenweg zurückgelegt. Bequemer lassen sich die Drei Zinnen vom Rifugio Auronzo aus umrunden. Bis hierher geht es sogar mit dem Auto und dementsprechend beliebt ist die Wanderung im Sommer bei Alt und Jung, bei Paaren, unter Freunden und mit Familie. Besonders im August, zu Ferragosto, gleicht der Rundwanderweg um die Drei Zinnen einer Wanderautobahn. Denn zu Ferragosto ist in Italien Reisezeit: Da geht es mit Kind und Kegel, mit nonno und nonna in die Berge oder ans Meer. Hauptsache, der Hitze der Stadt entfliehen. Einsam ist es dann aber anderswo.

Schön gespiegelt
Das Postkartenmotiv Drei Zinnen und das Tunnelsystem der „Grande Guerra“ sind den meisten Wanderern bekannt, weniger bekannt ist, dass sich die Dolomiten hier auch schön spiegeln. Bei den Zinnenseen stehen wir direkt am Fuß der imposanten Felswände. Noch schöner finde ich die Bödenseen unterhalb der Drei Zinnen Hütte, die in der Mittagssonne grün und blau leuchten. Abends aber, wenn die Sonne langsam untergeht und die Seen ruhig liegen, spiegeln sich die nahen Dolomitengipfel im Wasser. Wie klein und unwichtig der Alltag mit all seinen Problemchen doch ist! Berge haben immer wieder die Kraft, alles ins richtige Größenverhältnis zu rücken. Auch deshalb liebe ich Berglandschaften so.
